Nachhaltige Industrie, Innovation und Infrastrutkur

Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

Straßen, elektrische Energie, Wasserleitungen sowie Kommunikationsnetze sind Teil der Infrastruktur eines Landes. Eine schwache Infrastruktur wird das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung behindern. In vielen weniger entwickelten Ländern gibt es kaum eine Industrie, und viele Menschen haben immer noch keinen Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung. Die Landwirtschaft benötigt eine umfassende und stabile Infrastruktur, um die Waren zu produzieren, zu verarbeiten und zu transportieren. Viele Infrastrukturprojekte auf der ganzen Welt sind nicht nachhaltig geplant und haben oft negative Auswirkungen auf Mensch und Natur. Aufgrund schlechter oder teurer Internetverbindungen haben viele Menschen keinen Zugang zu relevanten Informationen, so dass Wirtschaftswachstum und technische Innovationen nicht erreichbar sind.

Die nachhaltige Industrialisierung leistet durch die Schaffung von Arbeitsplätzen einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum und ist für den Umweltschutz von entscheidender Bedeutung. Vor allem in den ländlichen Regionen vieler Entwicklungsländer ist es dringend notwendig, die Infrastruktur auszubauen und die bestehende zu modifizieren, um sie nachhaltig zu gestalten. Bis 2020 sollen die Informations- und Kommunikationstechnologien deutlich verbessert werden, um möglichst viele Menschen weltweit zu erreichen. Forschung und Innovation müssen in den Entwicklungsländern kontinuierlich und stärker gefördert werden.


Anna Wawra

1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?

Ich arbeite im Bereich der Bodenwissenschaften. Bisher habe ich mich intensiv mit der Sanierung kontaminierter Böden mithilfe von Pflanzen (Phytosanierung) und Bodenzusatzstoffen (Biokohle, Kompost etc.) beschäftigt. Seit kurzem bin ich in Projekten involviert zum Thema Bodenschutz und Bewusstseinsbildung sowie in einem Forschungsprojekt, das sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Boden beschäftigt (Lysimeterprojekt „Climagrocycle“).

2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?

Nachdem ich mich nun schon seit einigen Jahren mit dem Boden beschäftige, bin ich in Gesprächen immer wieder überrascht, wie wenig der Wert des Bodens unter unseren Füßen erkannt wird. Dabei ist er die Schnittstelle all unserer Ressourcen, ohne die wir nicht überleben könnten. Es ist ein unglaublich komplexes System und so vieles davon noch vollkommen unentdeckt!

3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?

Während meiner Studienzeit habe ich bei Prof. Klik (BOKU) ein Seminar zum Thema Bodenschutz besucht. Dafür legten wir einen Topfversuch an und untersuchten die Wachstumsleistung unserer Pflanzen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Von da an habe ich den Fokus meiner Unikurse und Praktika auf den Bereich der Bodenwissenschaften gelegt. Letztes Jahr habe ich das Doktorat der Bodenwissenschaften abgeschlossen und arbeite nun in der Abteilung für Bodengesundheit an der AGES.

4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?

Aufgrund meiner Erfahrungen in naturwissenschaftlichen Schulfächern konnte ich mir nicht vorstellen, einmal in den Naturwissenschaften zu arbeiten. Ich würde meinem 14-jährigen Selbst raten, immer genau das zu tun, was sie interessiert, denn unterschiedliche Interessen bauen aufeinander auf. Wir wüssten beide, dass Mathematik nicht dazu zählt, aber ich würde ihr versichern, dass sich auch ihre Investitionen in die Mathematik irgendwann als nützlich herausstellen würden.

5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?

Da ich gerade eine neue Stelle angenommen habe, ist im Moment die größte Herausforderung, die vielen unterschiedlichen Projekte, in denen ich involviert bin, kennenzulernen und zu durchschauen. Eine große Herausforderung wird es definitiv sein, Fördergelder für neue Projekte zu akquirieren.

6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?

Schwierigkeiten hatte ich persönlich keine, da ich immer mit intelligenten, respektvollen Leuten gearbeitet habe. Ich kenne natürlich Geschichten von Kolleginnen, die einen weniger intelligenten Umgang erfahren haben und bin mir dessen bewusst, dass Sexismus und Diskriminierung auch im Jahr 2019 noch bestehen. Zudem bergen prekäre Arbeitsverhältnisse (z. B. durch Kurzzeitverträge), wie sie im wissenschaftlichen Bereich leider oft vorherrschen, vor allem für Frauen das Risiko ungleicher Chancen am Arbeitsmarkt sowie in der persönlichen Lebensgestaltung.

7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?

Die erste prägende Bodenwissenschaftlerin war sicherlich meine Mama. Sie beschäftigt sich hobbymäßig intensiv mit dem Thema Humusaufbau und betreibt diesen seit Jahrzehnten in ihrem Garten in OÖ. Ich hatte das Glück viele weitere weibliche Rollenbilder kennenlernen zu dürfen. Rebecca Hood-Nowotny und Andrea Watzinger (beide am Institut für Bodenforschung, BOKU), Heide Spiegel, Helene Berthold und Taru Sandén (alle AGES) haben mir gezeigt mit kreativen Methoden und teilweise auf unkonventionelle Weise und mit einer großen Herzlichkeit und Begeisterung diesen Beruf auszuüben. Auch die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen wie Dorothea Summer (Boehringer), Jasmin Karer (Uni Wien), Stefanie Müller, Kathrin Rosner und Elisabeth Ziss (alle BOKU) hat mich geprägt; wir hatten unheimlich großen Spaß während der vielen Stunden, die wir gemeinsam im Labor oder beim Verfassen von Publikationen und Anträgen verbracht haben.

8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?

Am meisten motiviert mich, dass ich meine Arbeit als sinnvoll betrachte. Boden ist eine endliche Ressource und ein empfindliches System, das es zu schützen gilt. Wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann, empfinde ich meine aufgewendete Zeit als sinnvoll verbracht. Außerdem liebe ich meinen Beruf, weil er so abwechslungsreich ist. Ich könnte mir nicht vorstellen, mich in meiner Arbeit zu langweilen oder keinen Spaß daran zu haben.

9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?

Ein nicht kontaminierter, in seinen Funktionen ungestörter Boden bewahrt u. a. vor Auswaschungen und Erosion, filtert und speichert teils große Mengen an Wasser (60-200 l pro m2!). Die von der Industrie ausgestoßenen Verschmutzungen können so bis zu einem gewissen Grad im Boden gepuffert oder wieder umgewandelt werden. Bodenschutz spielt daher in diesem SDG eine große Rolle! An der AGES betreiben wir viel Bewusstseinsbildung zu diesem Thema.

10. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!

 

Joost Keuskamp

 1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?

Ich bin ein Ökologe für mikrobielle Bodenökologie, der sich auf die Umwandlung und Sequestrierung von Kohlenstoff in Böden spezialisiert hat. 

2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?

Der Boden ist dieser riesige Lebensraum für so viele Organismen mit einer unglaublichen Vielfalt. Seit Jahrtausenden lernen und verbessern Menschen Techniken, um den Boden für die Nahrungsmittelproduktion zu bearbeiten, aber so viel ist noch unbekannt. Mit seiner Hydrologie, Chemie, räumlichen Organisation und biologischen Aktivität, die sich gegenseitig beeinflussen, kratzen wir mit unserer Forschung meist nur an der Oberfläche. Ich denke, es ist sehr wertvoll zu verstehen, wie der Klimawandel und die intensive Landwirtschaft die Funktionen des Bodens verändern, damit wir lernen können, wie wir Böden nachhaltiger nutzen können, als wir es jetzt tun.

3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?

Ich habe immer versucht, die Funktionsweise der Dinge um mich herum zu verstehen und bin neugierig darauf, neue Dinge zu entdecken. In der Schule war ich viel besser darin, Dinge für mich selbst herauszufinden, als dem Lehrer zuzuhören. Wissenschaftler zu werden, fühlte sich sehr natürlich an - ich glaube nicht, dass ich sonst viel im Sinn hatte. Ich habe auch andere Dinge ausprobiert, aber ich fühle mich von der Unabhängigkeit als Wissenschaftler angezogen und der Möglichkeit, viele Fragen zu stellen und einige davon sogar zu beantworten.

4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?

Ich würde wahrscheinlich versuchen, ihm zu sagen, dass es so viel wichtiger ist, zu mögen, was man tut, als das, was andere von einem erwarten. Du bist viel eher hervorragend in etwas, das du magst, als in etwas, das du nicht magst. Probiere viele Dinge aus, bleibe bei Dingen, die dich glücklich machen und mache die Welt zu einem besseren Ort.

5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?

Die Arbeit in der Wissenschaft kann manchmal einsam sein, weshalb ich versuche, so oft wie möglich mit KollegInnen zusammenzuarbeiten.

6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?

Nein

7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?

Ich wurde von vielen Menschen inspiriert, sowohl von Männern als auch von Frauen.

8. Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit am meisten?

Die Möglichkeit, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die leidenschaftlich an dem interessiert sind, was sie tun, und neue Dinge über die Welt zu entdecken.

9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG9 "Industrie, Innovation und Infrastruktur" und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?

Es wird eine Herausforderung sein, Ökosysteme so zu verwalten, dass sie die Bedürfnisse unserer wachsenden Bevölkerung jetzt und in Zukunft erfüllen. Die Beeinflussung des Bodenmikrobioms kann der Weg sein, um den CO2-Fußabdruck der Land- und Forstwirtschaft zu verringern.