Reduzierte Ungleichheiten
Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
Ungleichheiten aufgrund von Geschlecht, Behinderung, sexueller Orientierung, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion treten weltweit auf und können zu Konflikten in der Gesellschaft führen. Bis zu 1 Prozent der wohlhabendsten Menschen besitzen bis zu 40 Prozent des globalen Vermögens, während die arme Hälfte nur 1 Prozent kontrolliert. In vielen Ländern kommt es häufig zu Diskriminierung unter den Menschen, und oft sind die Chancen auf wirtschaftliche und soziale Teilhabe ungleich, was die nachhaltige Entwicklung verlangsamt. Vor allem die Entwicklungsländer sind vielen internationalen Prozessen ausgesetzt, ohne ihre Strategien umsetzen zu können.
Die Chancengleichheit von Männern und Frauen sowie die faire Verteilung der Vermögenswerte sind für Frieden und Zusammenhalt in den Gesellschaften von wesentlicher Bedeutung. Die Verringerung von Armut und Ungleichheit hat oberste Priorität, da viele Probleme und Herausforderungen wie Klimawandel und Migration die Menschen weltweit betreffen. Um dies zu erreichen, sollten die Länder besser vertreten und bei Entscheidungsprozessen auf internationaler Ebene unterstützt werden. Migration sollte insbesondere nicht zu Ungleichheiten führen und besser organisiert und sicher sein. Die Staaten müssen diskriminierende Gesetze abschaffen und benachteiligte Menschen schützen, zum Beispiel durch soziale Sicherheit und ein faires Steuersystem.
Stefan J. Green
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Ich bin Mikroben-Ökologe und Molekularbiologe und studiere die komplexen mikrobiellen Gemeinschaften mit Umwelt beziehenden Systemen wie Boden und Sedimente als Hauptfokus. Seit kurzem fokussiere ich mich auf mit Wirten verbundene Umgebungen, wie Säugetier-Gastrointestinal-Trakte. Ich habe nicht mehr den Status eines reinen Akademikers, zurzeit bin ich Direktor einer akademischen sequenzierenden Kerneinrichtung und habe die Möglichkeit bei einer Reihe von Studien zu interagieren und auszuhelfen. Bespiele sind die Krebsforschung und die Gasproduktion der Mülldeponien.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Als Mikrobiologe ist für mich der Boden die ultimative Studienquelle. Der Boden bewirtschaftet eine unglaubliche Menge an verschiedensten Mikroorganismen mit unvorstellbarem genetischem Potential. Viele der heutigen Umwelt- und menschenbezogenen Probleme sind auf den Umgang mit Land zurückzuführen. Die Mikroorganismen im Boden spielen dabei kritische Rollen. Ich glaube daran, dass nur ein Gramm Erde eine weite Reihe an Umgebung aus einer mikrobiellen Ansicht ist. Dies, zusammen mit der mikrobiellen Verschiedenheit, ist ein Zeichen dafür, dass der Boden einer der komplexesten mikrobischen Systeme, die wir kennen, ist.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Meine Eltern sind beide Biologen und da erschien es mir nur als natürlich, auch Wissenschaftler zu werden. Meine Familie und ich verbrachten unseren Sommer beim Phuket Marine Biological Center in Thailand. Eine prägende Erinnerung an meine Kindheit ist, wie ich meinem Vater der im Labor Winkelkrabben abgemessen hatte, zuschaute. Ich habe den Sommer genutzt, um mehrere Forschungsprojekte für die jährliche Wissenschaftsmesse an meiner Schule durchzuführen. Mein Lieblingsthema war es, die Symbiose eines Goby Fisches und einer Garnele (ich habe später rausgefunden, dass es ein pistol shrimp war) zu studieren. Ich habe Stunden damit verbracht, zu schnorcheln und die Meereslebewesen zu beobachten. Anschließend habe ich im Labor experimentelle Studien ausgeführt. Jedoch habe ich erst nach der Matura meine Liebe zur Mikrobiologie gefunden. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich den Mikroorganismen keinen Gedanken geschenkt.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Ich bin froh über meine Karrierewahl, jedoch war es kein direkter Weg zu dem, wo ich jetzt bin. In meinem Bachelorstudium habe ich Umweltstudien studiert und meine erste Studienrichtung war Umwelttechnik. Ich habe es nicht kommen sehen, dass ich so sehr an Mikroorganismen interessiert sein werde. Ich wünschte, ich hätte früher daran gedacht, zu human-assoziierte Mikrobiologie zu wechseln. Ich denke, dass ich meinem 14-jährigen Selbst raten würde, Mathematik intensiver zu lernen, denn es ist sehr hilfreich für eine Reihe an wissenschaftlichen Gebieten. Ich würde meinem 14-jährigen Selbst (sowie anderen 14-Jährigen) sagen, dass er seine Optionen offen halten sollte.
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
Mein Arbeitsgebiet ist anders, als die von einem „Standard-Akademiker“. Da ich Direktor einer Serviceeinrichtung bin, muss ich mit einer großen Anzahl an verschiedenen Projekten und Proben gleichzeitig umgehen. Es wird immer schwieriger für mich, all diese Projekte im Auge zu behalten, besonders dann, wenn InvestorInnen mir erst nach einem Jahr (in manchen Fällen auch länger) Fragen stellen! Weil ich so interessiert an Basisforschung bin, versuche ich stark in vielen Projekten involviert zu sein, gleichzeitig kümmere ich mich auch um das Management der Fakultät, den Haushalt, das Lehren sowie dem Verfassen von großen Anträgen. Manchmal steigt mir das alles über den Kopf und ich muss mich dann für kurze Zeit zurückziehen und mich daran erinnern was meine Hauptrolle ist.
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Nein
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Viele. Es gibt viele Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in der mikrobiellen Ökologie. Zwei davon wären Dr. Jo Handelsman, zurzeit ist sie die Dirketorin des Wisconsin Institute for Discovery an der University of Wisconsin-Madison, und Dr. Jillian Banfield, jetzt neu als Universitätslehrkraft an der University of California in Berkeley. Beide hatten große Auswirkungen in diesem Feld der Wissenschaften und ich bewundere ihre Arbeit.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Ich freue mich, wenn ich Menschen helfen kann, Probleme zu lösen. Da ich jetzt im Dienstleistungsbereich arbeite, sehe ich die pünktliche Zustellung der Sequenzierungen an die Investoren als mein persönlich wichtiges Anliegen an. Jedoch ist für mich die beste Belohnung, das Wissen, dass ich Fachkenntnisse durch die Wissenschaft einer Studie bereitgestellt hab und nicht nur Daten der Sequenzierung zur Verfügung stelle. Auch das Lösen zuvor großer Probleme, die Projekte hinderten, ist ein gutes Gefühl. Das ist auch Teil der Gründe, warum ich versucht habe, eine so große Kundschaft an Mikrobiologen aufzubauen - ich kann Einblicke in dem Areal mikrobielle Forschung liefern und erklären, was und was nicht funktioniert. Ich bin auch sehr angetan an der Möglichkeit, mit verschiedenen Methoden zu tüfteln und die Position als Leiter einer Kerneinrichtung gibt mir die Freiheit und Flexibilität, neue Methoden die vielleicht noch besser sind, zu testen.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG10 „Weniger Ungleichheiten“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Ich bin der Ansicht, dass das Ziel weniger Ungleichheiten auf der Welt zu schaffen realisiert wird, in dem man Frauen auf der ganzen Welt die Möglichkeit auf Bildung gibt. Dies sollte Familienplanung sowie Sexualkunde inkludieren. Sogar in den US-Staaten gibt es einen erheblichen Wiederstand gegen dieses Thema. Ich hatte das Glück mit Dr. Supriya Mehta, einer Epidemiologin an der University of Illinois in Chicago, zu arbeiten. Durch sie wurde ich in einer Studie involviert, die das Verwenden von Menstruation Cups von jugendlichen Mädchen in Kenia beobachteten. Die Idee der Studie ist es, zu determinieren, ob das Angebot der Cups den Mädchen helfen kann, in der Schule zu bleiben. Tampons und Binden sind sehr teuer in Kenia und wir hoffen, dass die Option des wiederverwendbaren Menstruation Cups eine Alternative für die betroffenen Mädchen ist. Meine Tätigkeit in der Studie ist es, den Effekt der Cups auf die Vaginal-Mikroben zu testen, dies ist sehr wichtig, denn die Verwendung der Menstruation Cups hat gezeigt, dass sich die Rate bakterieller Vaginosen und sexuell übertragender Infektionen reduzierte. Bildung und Zugriff auf präventive Fürsorge sind von absoluter Wichtigkeit, um Ungleichheiten auf dieser Welt zu reduzieren.
10. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!
Illustration von Lilah Green
Sonja Leitner
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Bodenökologie und Biogeochemie
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Böden sind eine unsere wichtigsten Ressourcen und sie sind die Schlüsselstelle für viele wichtige Kreisläufe, wie Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Nach meinem Studium der Ökologie an der Uni Wien habe ich an der BOKU promoviert. Derzeit mache ich meinen ersten Postdoc in Nairobi, Kenia, am International Livestock Research Institute (ILRI) über Treibhausgasemissionen in der ostafrikanischen Viehhaltung.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Wenn dich Biologie interessiert, dann trau dich es zu studieren, auch wenn die Leute sagen, dass Biologe oder Biologin ein brotloser Job ist. Gerade in der heutigen Zeit sind BiologInnen wichtiger denn je!
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
In Afrika laufen die Dinge nicht immer so organisiert und vorhersehbar ab wie in Europa. Da muss man oft lange im Voraus planen und dann trotzdem Niederlagen einstecken. Aber es gibt hier viele Umweltthemen, die noch kaum oder gar nicht erforscht sind, deswegen lohnt sich die Mühe!
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Als Frau ist es in der männerdominierten Wissenschaftswelt nicht so einfach Karriere zu machen. Sei es, weil einem weniger zugetraut wird, vor allem in Bereichen der Technik oder auch wenn es um anstrengende Exkursionen in die Wildnis geht oder weil man eine Familie gründen möchte und während Schwangerschaft und Karenz weniger Zeit zum Publizieren hat. Ich habe mich davon aber niemals abhalten oder zurückhalten lassen und wenn man in seinem Bereich gut ist und ein bisschen einen Dickschädel hat, kann man sich auch als Frau durchsetzen.
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Ja, meine Dissertationsbetreuerin war Prof. Sophie Zechmeister-Boltenstern an der BOKU, die mich sehr motiviert hat und immer an mich geglaubt hat. Und in unserer Arbeitsgruppe am Institut für Bodenforschung gibt es viele starke Wissenschaftlerinnen, wie Dr. Katharina Keiblinger und Dr. Rebecca Hood-Nowotny, und auch tolle Masterstudentinnen und Dissertantinnen, die mir als Vorbilder gedient haben. Und auch hier in Kenia am ILRI gibt es ein paar tolle Wissenschaftlerinnen, unsere Programmleiterin ist zum Beispiel eine Frau.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Ich möchte mit meiner Arbeit etwas dazu beitragen die Welt ein kleines bisschen besser zu machen und unser Verständnis von ökologischen Prozessen zu verbessern. Ich glaube auch, dass eine nachhaltige Entwicklung möglich ist, sei es in der industrialisierten Welt, aber vor allem auch in Entwicklungsländern wie Kenia.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG10 „Reduzierte Ungleichheiten“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Schon seit mehreren Jahrzehnten wird viel Geld in die Entwicklungshilfe gesteckt, aber es kommt leider nicht immer dort an, wo es gebraucht wird. Das kann verschiedene Gründe haben, einerseits, weil es in der Korruption versickert, andererseits weil Industrienationen oftmals gezielt autokratische Herrschaftssysteme unterstützen, die zwar ein gewisses Maß an Stabilität im Land sicherstellen (was gut für die Wirtschaft ist), aber oftmals auch mehr in die eigene Tasche als für die Bevölkerung wirtschaften. In meiner derzeitigen Arbeit ist ein zentraler Bestandteil die Entwicklung und Weitergabe von landwirtschaftlichen Methoden, die an die lokalen Gegebenheiten angepasst sind und versuchen Nährstoffkreisläufe zu schließen, wodurch die Produktivität erhöht wird und der ökologische Fußabdruck möglichst klein gehalten wird, indem zum Beispiel klimaschädliche Treibhausgasemissionen wie Methan und Lachgas verringert werden. Ich denke, wenn man Ländern helfen will, sich zu entwickeln, was meiner Meinung nach immer von innen heraus passieren muss, dann ist Bildung eine Schlüsselstelle dafür.