Leben am Land
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen
Gesunde Wälder, Böden, Flüsse, Seen und Berge sind natürliche Lebensräume und erhalten wichtige Lebenszyklen. Leider werden jedes Jahr 7,6 Millionen Hektar Wald zerstört, was der Fläche Irlands entspricht. Darüber hinaus führen unnachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zum Verlust der Bodenfruchtbarkeit. Die biologische Vielfalt nimmt rapide ab, und die Tiere verlieren ihre natürlichen Lebensräume durch Umweltzerstörung oder illegale Jagdaktivitäten. Wüsten breiten sich aus, und invasive Pflanzenarten verdrängen in vielen Regionen die einheimische Flora.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Entwaldung und die Waldschädigung gestoppt und angemessene Vorschriften für die Sanierung und den Schutz der Natur erlassen werden. Darüber hinaus sollte die genetische Vielfalt sowohl für Haus- als auch für Nutztiere gefördert werden, indem Maßnahmen gegen die Wilderei, insbesondere für geschützte Arten, ergriffen werden.
Ingrid Kögel-Knabner
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Ich arbeite über die Bildung, Zusammensetzung und die Eigenschaften der organischen Substanz im Boden. Dabei interessiert uns insbesondere, wie sich die organische Substanz in der dreidimensionalen Struktur des Bodens anreichert und gegenüber dem mikrobiellen Abbau stabilisiert.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Die Komplexität der Zusammensetzung und Eigenschaften von Böden auf allen Skalen, von der Mikroskala bis zur Landschaft. Persönlich finde ich die Mikroskala besonders faszinierend.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Ich habe Geoökologie studiert und mich auf die Bodenkunde spezialisiert. Ich fand Böden spannend, weil sie „greifbar“ sind, schön anzusehen und so unterschiedlich sein können.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Für mich war die Entscheidung mich mit Böden zu beschäftigen, und zwar als Wissenschaftlerin, eine sehr gute Entscheidung, also einfach meinen Interessen zu folgen.
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
In meiner jetzigen Arbeit als Professorin muss ich mit jedem/r meiner Doktorand*innen individuell so umgehen, dass die beste Leistung möglich wird.
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Nein bzw. wenn, dann habe ich das einfach ignoriert.
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Nein. Als ich mich für die Bodenkunde entschieden habe, gab es in meinem Umfeld kaum Wissenschaftlerinnen. Das bedeutet aber auch viel Freiraum und Gestaltungsmöglichkeiten.
Inzwischen hat sich das ja geändert, es macht mir auch Freude als "Role Model" meine Erfahrungen an Wissenschaftlerinnen weiterzugeben.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Wenn ich spannende neue Ergebnisse habe, die ich mit Mitarbeiter*innen auswerten und diskutieren kann. Denn aus den Daten ergeben sich ja häufig neue Fragestellungen oder weiterführende Erkenntnisse, die wir dann prüfen.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG15 „Leben am Land“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Wenn wir verstehen, wie organische Substanz im Boden gebunden wird, können wir Böden besser managen. Wir wissen, dass wir Böden regelmäßig mit organischen Resten „füttern“ müssen, um ihre Fruchtbarkeit zu erhalten, aber im Detail gibt es hier noch viel zu klären.
Roey Angel
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Ich bin ein Umweltmikrobiologe, der untersucht, wie Bakterien die im Boden leben, unser Ökosystem beeinflussen. Ich arbeite mit vielen verschiedenen Bodenarten und –prozessen. Früher habe ich mich aber hauptsächlich auf Wüstenböden konzentriert und deren Beteiligung an der Produktion und dem Verbrauch von Treibhausgasen.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Der Boden ist unsere absolute Existenzgrundlage, aber unglaublich komplex und es gibt noch so viele Dinge, die wir gar nicht verstehen.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Schon früh war ich sehr an der Natur fasziniert und wollte sie unbedingt „studieren“. Später in meiner Kindheit beschäftigte ich mich mit Umweltthemen und ich habe mich während meiner gesamten Teenagerzeit und als Student für Umweltschutz und Bildung engagiert. Nach meinem Bachelorabschluss suchte ich nach einer Möglichkeit diese zwei Leidenschaften zu verbinden. Also habe ich mich für einen Master in Umweltwissenschaften eingeschrieben, bei dem ich die aufregende Welt der Umweltmikrobiologie kennenlernte. Danach wurde mir klar, dass es das war und ich damit mein Leben verbringen möchte: untersuchen wie Mikroben unsere Umwelt gestalten, wie wir sie besser verwalten und schützen können.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Eine Karriere als Wissenschaftler kann sehr viel Spaß machen, aber auch sehr anspruchsvoll sein.
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
Als Wissenschaftler muss man viele verschiedene Aufgaben gleichzeitig erfüllen: Man muss im Labor Experimente durchführen, Berichte schreiben, Vorträge und Reden halten sowie ein Budget verwalten und andere Leute führen.
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Nein, was wohl kaum eine Überraschung ist, weil ich ein Mann bin und in der ethnischen Mehrheit von meinem Land geboren bin.
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Nach meinem Master habe ich als Forschungsassistent für ein neues Fakultätsmitglied gearbeitet. Zu sehen wie sie ihre Gruppe von Grund auf neu gründete und gleichzeitig drei Kinder alleine großzog, war mehr als beeindruckend.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Wir leben in einer sehr aufregenden Zeit für die Forschung an Mikroorganismen in der Umwelt. Neue Technologien ermöglichen es, uns die Mikroben in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen und ihr genetisches Potenzial zu untersuchen. Die Forschungssparte entwickelt sich so schnell, dass Dinge die vor 10 oder 20 Jahren fast als Science-Fiction galten, heute nicht nur möglich, sondern sogar für kleine Forschungsinstitute leistbar und in der Öffentlichkeit verbreitet sind.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG15 „Leben an Land“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Bodenabbau, der durch schlechte landwirtschaftlichen Praktiken und Tierhaltung verursacht wird, wird gestoppt. Meine Forschung zeigt, wie wichtig es ist, einen gesunden Boden zu erhalten.
10. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!
Angelika Xaver
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Im Bereich der Fernerkundung, also dem Erkunden der Erde von der Ferne aus, genauer gesagt, mithilfe von Satelliten. Dabei beschäftige ich mich vorwiegend mit dem Ermitteln des Wassergehalts im Boden (der Bodenfeuchte). Dieser kann nämlich mit Mikrowellen vom Satelliten aus bestimmt werden. Als Referenz benötige ich zusätzlich Messungen vor Ort, also direkt am Boden.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Mich fasziniert, dass Boden einerseits so einfach und selbstverständlich ist, er ist allgegenwärtig und greifbar. Boden ist für jedermann ein bekannter Begriff und jeder hat auf die eine oder andere Art Kontakt zum Boden. Andererseits stellt der Boden ein sehr komplexes Ökosystem dar und ist Grundlage für unsere Nahrung. Diese Aspekte sind jedoch den wenigstens wirklich bewusst.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Während meines Studiums (Vermessungswesen bzw. Geodäsie und Geoinformation) an der Technischen Universität Wien hatte ich die Gelegenheit im Rahmen von Projekten in die Wissenschaft hineinzuschnuppern. Diese Arbeit, die sich mit der Beobachtung der Umwelt beschäftigt, hat mich so sehr interessiert und begeistert, dass ich an der Universität geblieben bin.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Der Weg ist das Ziel. Es ist wichtiger deinen eigenen Weg zu finden und zu gehen, als den Massen zu folgen und alles strikt nach Plan zu machen (so wie es vielleicht von der Gesellschaft, den FreundInnen oder den Eltern erwartet wird). Abstecher, die anfangs vielleicht als Umweg erscheinen, können sich zu wunderbaren neuen Möglichkeiten entwickeln oder einfach nur den Alltag bereichern und die Augen für Neues öffnen. In der Forschung hast du die wunderbare Möglichkeit ständig Neues lernen zu können und dich in unterschiedliche Richtungen weiterzuentwickeln.
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
Die begrenzte Zeit stellt wahrscheinlich eine der größten Herausforderung dar. Einerseits die begrenzte Zeit, die man für die geplante Arbeit und Forschung zur Verfügung hat, daher ist es wichtig Prioritäten zu setzen und die verfügbare Zeit gut einzuteilen. Andererseits die begrenzte Zeit, die man an Universitäten angestellt sein darf.
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Während meiner Karriere hatte ich nie Schwierigkeiten, die mit meinem Geschlecht oder meiner ethnischen Zugehörigkeit zusammenhängen. Während meines Studiums an der Technischen Universität, die noch immer sehr männer-dominiert ist, bekam ich jedoch einige Male zu spüren, dass ich als Frau eine Außenseiterin bin.
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Richtige Vorbilder habe ich in meinem Aufgabenbereich nicht. Aber ich habe in meinem Leben viele beeindruckende Persönlichkeiten kennengelernt, die mich sicherlich geprägt haben.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Dass ich ständig Neues dazulernen kann und eine gewisse Freiheit habe, meiner Neugierde im Beruf nachzugehen. Ich kann mich mit Themen beschäftigen, die mich interessieren und begeistern und diese auch noch an andere weitervermitteln.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG15 „Leben an Land“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Die größte Herausforderung ist meiner Meinung nach das Bewusstsein zu schaffen, dass das Ökosystem Land und Boden essentiell für unser Leben ist und geschützt werden muss. Nur wenn dieses Bewusstsein vorhanden ist, kann jeder dementsprechend handeln und einen wertvollen Beitrag leisten. Ich versuche dieses Bewusstsein an SchülerInnen zu vermitteln, z. B. im Rahmen der Kinderuni.
Abgesehen davon ist es wichtig die Faktoren, die das Bodenleben und die Bodenfunktionen beeinflussen besser zu verstehen. Mein Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf den Einfluss der Bodenfeuchtigkeit.