Hochwertige Bildung
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
Menschen mit minimalen Kenntnissen in Schreiben, Lesen und Mathematik haben geringe Chancen, ein gleichwertiges und unabhängiges Leben zu führen. Bildung wirkt sich nicht nur auf die Arbeitslosenquote aus, sondern auch auf die Fähigkeit, gesellschaftliche Probleme zu verstehen, und hat Auswirkungen auf das bürgerliche und politische Engagement des Einzelnen.
Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Analphabeten deutlich zurückgegangen, und die Zahl der Kinder, die die Grundschule abschließen, ist gestiegen. Dennoch gehen Millionen von Kindern immer noch nicht zur Schule; viele von ihnen sind Mädchen. In den Industrieländern ist der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Universitäten für sozial benachteiligte Menschen und Minderheiten viel schwieriger. Darüber hinaus ist die Qualität der Bildung weltweit unterschiedlich.
Bis 2030 soll jeder Mensch freien Zugang zur Bildung haben, vom Kindergarten bis zum höheren Studium, und zwar unabhängig von der geschlechtsspezifischen Herkunft, dem sozialen Status oder Behinderungen. Fehlen finanzielle Mittel, müssen Stipendien angeboten werden. Schulen müssen gebaut, erweitert und besser ausgestattet werden, um offene und funktionale Lernumgebungen zu schaffen. Die Lehrenden müssen gut ausgebildet und besser bezahlt werden, um eine qualitative Bildung zu gewährleisten.
Elena Kinz
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Ich habe im Bereich der Biochemie sowie genetischen Forschung und Diagnostik gearbeitet und arbeite nun im Bereich Wissenschaftskommunikation.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Der Boden ist ein Medium, das uns unser ganzes Leben lang umgibt und doch wissen wir relativ wenig über das, was im Boden passiert und wie vielfältig das Leben dort ist. Der Boden ist ein Lebensraum, der noch nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er aufgrund seiner Vielfältigkeit und Wichtigkeit für die Ökologie und das Klima eigentlich bekommen sollte – dies gilt nicht nur für die Wissenschaft sondern auch für das Bewusstsein im Alltag.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Ich habe mich schon während meiner Schulzeit für Chemie interessiert und habe dann Chemie und weiter Biochemie studiert. Ich habe viele wissenschaftliche Forschungsbereiche während der vergangenen Jahre kennengelernt: die Grundlagenforschung, die Translationale Forschung, die Angewandte Forschung. Im Bereich der medizinisch-klinischen Forschung habe ich dann promoviert, mich aber auch immer schon für Wissenschaftskommunikation interessiert, was nun auch zu meinem Beruf geworden ist.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Genau das, was ein Freund einmal zu mir gesagt hat: „The interesting stuff happens at the edge“ – was übrigens auch für viele Habitate gilt. Er meinte damit: Es ist spannend an der Schnittstelle von Disziplinen zu arbeiten. Deswegen würd ich meinem 14-jährigen Selbst auch genau diesen Ausbildungsweg raten, auch wenn es Möglichkeiten gegeben hätte, rascher in die Wissenschaftskommunikation einzusteigen. Je mehr Wissen man hier aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen mitbringt, desto gewissenhafter kann man diesen Beruf auch ausüben.
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
Wir agieren an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kommunikation. Möchte man komplizierte Forschungsinhalte für Nicht-WissenschaftlerInnen aufbereiten, passiert es leicht, dass inhaltliche Unschärfen in der Kommunikation auftreten. Die größte Herausforderung ist es, diese Unschärfen so gering wie möglich zu halten, dies gelingt, indem man die Zielgruppe, an welche man die Kommunikationsmaßnahme adressiert, genau analysiert.
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Was Schwierigkeiten im Bereich der Geschlechterrollen betrifft, habe ich keine direkten persönlichen Erfahrungen gemacht. Faktum ist jedoch, dass in Österreich noch einiges für die berufliche Gleichstellung von Mann und Frau, vor allem im akademischen Bereich, getan werden muss.
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Ich habe viele Wissenschaftlerinnen getroffen, für die ich größte Hochachtung empfinde. Vor allem wenn sie neben ihrer Tätigkeit in der Wissenschaft viel Empathie und Verständnis für ihr Umfeld mitbrachten.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Ein besonders schöner Aspekt meiner Arbeit ist, dass ich viel mit jungen Menschen zu tun habe. Es ist schön zu sehen, wie sehr sich diese für Wissenschaft begeistern können.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG4 „Hochwertige Bildung“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Nach Abschluss der Ausbildung und gerade im Zeitalter der ungefilterten digitalen Kommunikation wird es für Personen immer schwieriger, einen vertrauenswürdigen und validen Kanal für die Akquise von Wissen zu finden. Im Bereich der Lebenswissenschaften kommt erschwerend dazu, dass Publikationen oft nicht offen zugänglich sind, für Nicht-WissenschaftlerInnen sehr schwer verständlich und im Bereich der molekularen Biowissenschaften oft auch noch schwer „vorstellbar“. Um unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen diverse Wissenschaftsbereiche zugänglich zu machen, gilt es also, sowohl für WissenschaftlerInnen als auch für Wissenschaftskommunikatoren, sich sowohl mit den Anforderungen der Zielgruppe als auch mit dem Kommunikationsmedium vertraut zu machen. Nur so können auch wir hochwertige Bildung im Sinne einer faktengestützen Wissensakquise unterstützen. Ein ganz wichtiger Faktor hierbei ist auch, zu versuchen, Begeisterung und Faszination für den Wissens- respektive Wissenschaftsbereich zu schüren.
10. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!
Brigitte Gschmeidler
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Ich arbeite in der Wissenschaftskommunikation, das heißt in der Vermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Im Speziellen beschäftigen wir uns bei Open Science mit biowissenschaftlichen Themen. Wir beteiligen uns auch immer wieder an Forschungsprojekten, bei denen entweder BürgerInnen einbezogen werden oder die sich um das Thema Wissenschaft in der Gesellschaft drehen.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Ich finde es spannend, welchen Einfluss Kleinstlebewesen in unserem Boden, die wir meist gar nicht wahrnehmen, auf unser Klima haben können. Dieser weite Bogen vom ganz Kleinen zum ganz Großen, das ist faszinierend!
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Mich hat das Thema Genetik in der achten Klasse der AHS fasziniert und ich wollte mich näher damit beschäftigen. Das hat mich dann zum Biologiestudium und im Speziellen zum Studienzweig Mikrobiologie und Genetik gebracht.
4. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
Wir haben viele spannende Projekte zu unterschiedlichen Themen laufen – TeaTime4Schools mit dem Thema Boden ist nur eines davon. Die zeitliche Koordination ist sicher eine große Herausforderung. Dazu gehört auch, sich in viele unterschiedliche Themen einzuarbeiten – aber das ist gleichzeitig auch eine der schönen Seiten an meiner Arbeit.
5. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Nein, zum Glück bin ich selbst keinen solchen Schwierigkeiten begegnet. Aber das ist ein wichtiges Thema, dem man sich in der Wissenschaft sicherlich weiterhin widmen muss.
6. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Vielleicht nicht unbedingt Vorbilder im engeren Sinn. Es gibt viele tolle Wissenschaftlerinnen. Manche davon habe ich nicht kennengelernt, aber ihre Publikationen haben mich inspiriert. Manche haben mich in Vorträgen oder in den Vorlesungen während der Studienzeit begeistert. Auch die Kolleginnen im Labor waren wichtige Bezugspersonen. Im Bereich der Wissenschaftskommunikation möchte ich nun aber doch einen Namen nennen: Barbara Streicher, die seit vielen Jahren das Science Center Netzwerk leitet, begleitet mich seit meinem Einstieg in dieses Feld.
7. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Mich motiviert einerseits die Zusammenarbeit im Team – sowohl bei Open Science als auch mit den unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern in Projekten; die unterschiedlichen Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam etwas umzusetzen. Und natürlich motivieren die Rückmeldungen aus unseren Zielgruppen – wenn wir sehen, dass unsere Angebote auf Interesse stoßen.
8. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG4 "Hochwertige Bildung" und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Bei Open Science haben wir als Grundsatz, wissenschaftlich fundiert zu arbeiten; wir beziehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unsere Projekte ein und beleuchten aktuelle wissenschaftliche Themen auch hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen. Wir unterstützen auch Lehrkräfte, dies in ihrem Unterricht zu tun. Das ist ein Aspekt hochwertiger Bildung.
Das Ziel lautet aber, inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle zu fördern. Die Stichworte inklusiv und gleichberechtigt sind hier sehr wichtig und sicher auch eine Herausforderung. Wir haben in Österreich sicher schon ein hohes Niveau im Bereich Bildung erreicht, aber nicht alle Bildungsangebote sind gleich zugänglich für alle. Dazu gehört sicher auch, Möglichkeiten für Ausbildungswege aufzuzeigen. Im Vienna Open Lab kann man beispielsweise in die Arbeit in einem Labor hineinschnuppern und herausfinden, ob man sich vorstellen könnte, in diesem Bereich eine Ausbildung zu machen.
Zu dieser Frage könnte man sicher noch viel sagen …
9. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!
Carsten Müller
1. In welchem Bereich der Wissenschaft arbeiten Sie?
Ich erforsche Prozesse im Boden, die dazu führen, dass abgestorbene Reste von Pflanzen, Bakterien und Pilzen über lange Zeiträume im Boden bleiben. Zudem untersuche ich, wie sich diese Reste im Laufe der Zeit im Boden verändern. Dabei geht es vor allem um die Mechanismen, die dafür verantwortlich sind, dass die organische Bodensubstanz, viele kennen diese eher unter der Bezeichnung Humus, teilweise tausende Jahre im Boden gespeichert wird.
2. Was fasziniert Sie am meisten am Thema Boden?
Mich beeindruckt immer wieder aufs Neue, wie vielgestaltig Boden ist und man jeden Tag wieder etwas Neues entdeckt.
3. Wie sind Sie WissenschaftlerIn geworden?
Ich habe als Schüler gar nicht so weit in die Zukunft geplant und den Beruf des Wissenschaftlers in Betracht gezogen. Jedoch war ich seit frühester Kindheit fasziniert von Natur, Tieren und Pflanzen. Es war dann schon zeitig klar, dass ich ein Umweltfach studieren möchte. Bei der Wahl zwischen Biologie und Forstwissenschaft ist die Wahl dann auf Letzteres gefallen. Darüber bin ich noch heute sehr glücklich, denn im Forstwissenschaftsstudium habe ich nicht nur die naturwissenschaftlichen Grundlagen, sondern auch die sozialen und ökonomischen Hintergründe zur forstlichen Landnutzung kennengelernt.
Ich hatte dann das Glück im Rahmen meiner Diplomarbeit und auch später der Doktorarbeit an sehr interessanten Themen im Bereich Boden zu arbeiten. Es kam so von ganz allein, mehr wissen zu wollen. Plötzlich steckt man schon mitten drin in der Wissenschaft, die dann zur Leidenschaft wird.
4. Was würden Sie Ihrem 14-jährigen Selbst über Ihre Berufswahl sagen?
Ich bin in der glücklichen Lage sagen zu können, dass es für mich der spannendste Beruf ist, den ich mir vorstellen kann. Er hat mir erlaubt schon zweimal im Rahmen wissenschaftlicher Expeditionen in die Antarktis zu reisen, um dort polare Böden zu untersuchen. Ein Privileg, das ich wohl in keinem anderen Beruf bekommen würde.
Davon unabhängig sollte man bei seiner Berufswahl den Neigungen und Interessen folgen, nicht so sehr dem Wunsch nach Sicherheit oder Karriere. Ich denke es ist wichtig etwas zu tun, für das man sich begeistert. So wird man im Beruf glücklich und dann auch oft automatisch erfolgreich.
5. Was sind die größten Herausforderungen an Ihrer Arbeit?
Wir leben in einer Zeit, in der es immer wichtiger wird, wissenschaftliche Fakten klar und korrekt zu kommunizieren und falsche Fakten klar zu benennen. Der Klimawandel wird immer deutlicher sichtbar in seinen Auswirkungen auf Böden, Pflanzen und auch den Menschen. Ich denke die größte Herausforderung für die Wissenschaft ist, ihre Erkenntnisse der breiten Öffentlichkeit in greifbarer Form zu kommunizieren, und auch wieder Lust auf Wissenschaft zu machen. Die Menschen zum Denken anzuregen, zum kritischen Hinterfragen von Meldungen und sogenannten „Fakten“. Im Alltag aller Menschen steckt Wissenschaft und Forschung, aber viele sind skeptisch geworden. Hier haben wir Wissenschaftler einen klaren Auftrag, Wissen, Forschung und kritisches Denken wieder attraktiv für jeden zu machen.
6. Haben Sie während Ihrer Karriere jemals Schwierigkeiten gehabt, die mit Ihrem Geschlecht oder Ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammenhingen?
Damit hatte ich zum Glück nie ein Problem; wobei man als weißer Mann ja meist nicht zu den diskriminierten Gruppen gehört. Dies bedeutet für mich gleichzeitig auch, dass es eine klare Verpflichtung ist, in meiner eigenen Arbeitsgruppe ein offenes Arbeitsklima zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen – unabhängig von Geschlecht und Herkunft.
7. Hatten Sie bisher Wissenschaftlerinnen als Vorbilder in Ihrem Aufgabenbereich?
Ich habe nicht wirklich ein Vorbild als solches, weder Frau noch Mann.
Jedoch habe ich viel gelernt von der Frau, die mich im Rahmen meiner Doktorarbeit betreut hat. Von Frauen in Führungsrollen kann man eine ganze Menge lernen, vor allem wie man am besten gegenüber älteren Herren in fachlichen Diskussionen punktet.
8. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit am meisten?
Wenn ein Experiment oder eine Analyse funktioniert, an dem/der man lange getüftelt hat. Darüber hinaus ist es die Freiheit, wissenschaftliche Themenfelder zu erschließen, bei denen man immer wieder neue und spannende Dinge entdecken kann.
Meine erste Antarktis-Expedition zur Untersuchung der Bodenbildung auf James Ross Island im Winter 2016 war solch eine Erfahrung. Mit einem Forschungsschiff entlang von riesigen Eisbergen zu fahren und dann im Zelt mehrere Wochen auf einer Insel zu verbringen, ist ein großes Abenteuer und gleichzeitig Privileg, das meine Arbeit mit sich bringt. Von dieser Expedition gibt es nun schon einige wissenschaftliche Publikationen und noch eine Menge Daten, was mich um so mehr motiviert und begeistert für die weitere Arbeit.
9. Was ist die größte Herausforderung beim Erreichen von SDG4 „Hochwertige Bildung“ und wie kann Ihre Arbeit dabei helfen, diese zu lösen?
Ich denke die größte Herausforderung liegt darin, jedem den gleichen Zugang und die gleichen Möglichkeiten zum Lernen und Forschen zu schaffen und langfristig zu sichern.
Im Bereich der Universitäten bedeutet dies den Zugang zu einem Studium für jeden, unabhängig von nicht relevanten Faktoren wie Geschlecht, Herkunft oder finanzielle Verhältnissen.
Im Bereich der Wissenschaft heißt dies eine eigene Forschung und Verantwortung für jeden. Diese Fähigkeiten und Arbeiten sollten sich dann auch in eigenen Publikationen und wissenschaftlicher Eigenständigkeit niederschlagen. Es ist immer noch oft so, dass WissenschaftlerInnen in andere Länder reisen, Proben nehmen, und dies dann selbst in Publikationen „vermarkten“. Hier ist es wichtig, mit den WissenschaftlerInnen vor Ort zusammen Projekte zu entwickeln, und ihnen den Zugang zu Ressourcen wie Laboranalysen oder Equipment zu ermöglichen. Darüber hinaus können in gemeinsamen Workshops oder internationalen personellen Austausch zwischen Universitäten und Forschungseinrichtungen Fähigkeiten und Wissen ausgebaut werden.
10. Zeichnen Sie Ihre Forschung/ Ihren Forschungsbereich!